Ein kurzer Überblick – Informationen zu Sprach-, und Sprechstörungen

Sprachstörungen bei Kindern haben in den letzten Jahren alarmierend zugenommen. Die  Gründe dafür sind vielfältig. Darüber hinaus sind viele Menschen aufmerksamer gegenüber Sprachstörungen geworden. Hinzu kommt das Wissen über die positive Wirkung von früher sprachtherapeutischer Förderung und schulischer Überstützung.


Wir sprechen von einer gestörten Sprachentwicklung, wenn es zu einer deutlichen zeitlichen Verzögerung und/oder anders als normal verlaufenden Entwicklung in mehreren sprachlichen Bereichen kommt. Als Faustregel gilt das Alter von circa vier Jahren. Spricht ein Kind dann völlig anders als andere Kinder, sollte es Fachleuten vorgestellt werden. Welche Störungsformen treten häufiger auf?

Sprach- und Sprechbeeinträchtigung – was sind die Unterschiede?

Sprache ist der Grundpfeiler der Kommunikation, die durch das Sprechen hörbar wird. Ein fundiertes Sprachverständnis und ein klares Sprechvermögen sind essenziell für einen effektiven Austausch - Sprache ist allgegenwärtig. Der Erfolg, den eine Person bei der gesprochenen Sprache hat, bestimmt wesentlich die Lese- und Schreibentwicklung.  Sprach- und Sprechstörungen können sowohl in der kindlichen Entwicklungsphase als auch im Erwachsenenalter auftreten.  Diese können in verschiedenen Formen auftreten und variieren stark im Grad der Schwere. Hier ist ein Überblick über die beiden Begriffe, eine vertiefte Auseinandersetzung finden Sie in unseren Informationsbroschüren.

Sprechbeeinträchtigungen

Sprechbeeinträchtigungen sind Störungen in der Sprachentwicklung oder in der Artikulation, die das normale Sprechen beeinflussen. Dazu gehören Probleme wie:

 

  • Artikulationsstörungen: Schwierigkeiten bei der korrekten Bildung von Lauten, was zu Verzerrungen, Auslassungen oder Ersetzungen von Lauten führt. Ein typischer Fall ist Golda, ein fünfjähriges Kind, das nicht in der Lage ist, den Vibranten 'R' korrekt zu artikulieren. Dies führt oft zu Verständigungsschwierigkeiten bei Wörtern wie 'Rabe' oder 'Trompete'.
  • Phonologische Störungen: Muster von Lautfehlern, wie das systematische Ersetzen bestimmter Laute durch andere. Zum Beispiel ersetzt der vierjährige Tim systematisch Cluster am Wortanfang durch einen einfacheren Laut. Anstatt „Blume“ sagt er „Bume“, und anstatt „Schlüssel“ sagt er „Süssel“.
  • Dysarthrie: Eine Störung, die durch eine Muskelschwäche oder Koordinationsprobleme verursacht wird und die Klarheit der Sprache beeinträchtigt.
  • Stottern: Unterbrechungen im Fluss oder Rhythmus der Sprache, die das Sprechtempo beeinflussen. Lisa, ein 10-jähriges Schulkind, erlebt seit ihrem vierten Lebensjahr Stottern. Wenn sie spricht, wiederholt sie häufig Silben, besonders zu Beginn von Sätzen. Zum Beispiel könnte sie versuchen zu sagen "Ich möchte spielen", aber es kommt heraus als "Ich-ich-ich möchte mö-mö-möchten spielen". Diese Wiederholungen werden besonders in stressigen Situationen oder wenn sie sich aufgeregt fühlt, verstärkt. Lisa vermeidet oft, sich im Klassenzimmer zu melden oder mit Gleichaltrigen zu sprechen, aus Furcht vor dem Stottern und der damit verbundenen negativen Aufmerksamkeit.
  • Spezifische Sprachentwicklungsstörung: Verzögerungen oder Abweichungen in der Entwicklung des Wortschatzes, der Grammatik oder der Erzählfähigkeiten. Max, ein siebenjähriger Junge, zeigt deutliche Schwierigkeiten in seiner Sprachentwicklung. Während seine Altersgenossen längere Sätze bilden und komplexe Gedanken verbal ausdrücken können, verwendet Max überwiegend einfache Satzstrukturen und hat einen begrenzten Wortschatz. Zum Beispiel verwendet er Sätze wie „Auto fahren schnell“ statt „Das Auto fährt sehr schnell“. Auch das Verstehen von Anweisungen, die mehr als zwei Schritte umfassen, fällt ihm schwer. In sozialen Situationen ist Max oft still, weil er Schwierigkeiten hat, seine Gedanken zu artikulieren und auf das Gesagte anderer angemessen zu reagieren

Sprachbeeinträchtigungen

Schwerwiegendere Formen von Sprachbeeinträchtigungen sind Sprachbehinderungen,  die eine tiefgreifende Auswirkung auf die Kommunikationsfähigkeit einer Person haben können. Diese können angeboren oder die Folge von Verletzungen oder Erkrankungen sein. Beispiele sind:

 

  • Aphasie: Eine erworbene Störung, die durch Hirnschädigungen verursacht wird und die Fähigkeit beeinträchtigt, zu sprechen, Sprache zu verstehen, zu lesen oder zu schreiben.
  • Schwere dysarthrische Störungen: Starke Beeinträchtigung der Muskelfunktionen, die für die Sprache notwendig sind, was zu sehr schwer verständlicher Sprache führt.
  • Schwere kognitive Beeinträchtigungen: Diese können die Sprachfähigkeiten beeinflussen, da die kognitiven Prozesse für die Sprachverwendung gestört sind.

Fazit

Die Behandlung und Unterstützung für Personen mit Sprech- und Sprachbeeinträchtigungen kann sehr unterschiedlich sein und hängt von der spezifischen Art und Schwere der Störung ab. Logopäden und Sprachtherapeuten sind Fachleute, die auf die Bewertung, Diagnose und Behandlung von Sprachstörungen spezialisiert sind. Ziel aller therapeutischer Anstrengung  ist die Freude an der Sprechfreude und das Gefühl des Angenommenseins und Dialogs.

 

Viele therapeutische Ansätze erfolgen im schulischen Kontext in enger Zusammenarbeit mit Lehrer/-innen und Eltern, um eine konsistente Unterstützung und Förderung in allen Lebensbereichen zu gewährleisten.